Lernwelten der Zukunft
Zwischen Vision und Alltagspraxis
In einem sich schnell wandelnden technologischen und wirtschaftlichen Umfeld sind Lernen und Lernfähigkeit mehr denn je ein zukunftsbestimmender Faktor. Das Lernen ist dabei selbst neuen Anforderungen unterworfen. Neben dem Erwerb von "Wissen auf Vorrat", das in hochspezialisierten Bildungsinstitutionen innerhalb eines bestimmten Lebensabschnitts erfolgt, tritt zunehmend die Fähigkeit in den Vordergrund, kontinuierlich Problemlösekompetenz in unterschiedlichen Kooperationsformen an verschiedenen Lern- und Lebensorten zu erwerben und aufzubauen.
Lernen findet in verschiedenen Bildungsinstitutionen, am Arbeitsplatz, zu Hause und in der Freizeit statt. Auch das Lernen als Kunde im Geschäftsleben wird zur alltäglichen Erfahrung. Wenn es gelingt, diese unterschiedlichen Lernwelten inhaltlich, pädagogisch und technologisch miteinander zu verknüpfen, können die vielfältigen neuen Herausforderungen bewältigt werden. Lernen darf nicht zum Privileg werden, sondern muß ein Massenphänomen bleiben, das in die sozialen Aktivitäten der Menschen eingebettet ist. Lernen ist und bleibt vor allem Begegnung zwischen Menschen. Maschinen oder Medien können förderlich sein.
Im Rahmen der Sonderveranstaltung CHANCEN 2000 auf der CeBIT HOME 98 vom 26.8. - 30.8.1998 wurden zukunftsweisende Ansätze für neue Lernwelten vorgestellt. Nicht ferne Visionen und technologische Phantastereien, sondern innovative, alltagstaugliche Konzepte, die heute demonstrieren, was morgen zum Alltag gehören wird. Besucher konnten sich die verschiedenen Lernwelten erschließen: Den öffentlichen Raum als Lernraum, den interaktiven Hörsaal, den multimedialen Seminar- und Konferenzraum, die Arbeitswelt als Lernwelt. Ein speziell arrangiertes Veranstaltungsprogramm zeigte Zusammenhänge, beleuchtete Hintergründe und zeigte praktische Beispiele neuer Lernformen.
In einer integrierten Gesamtschau wurden auf der CeBIT HOME 98 Lernorte, Produkte und Verfahren gezeigt, die als Beispiele für "Best Practice" und "Lernwelten der Zukunft" gelten können. Im wesentlichen ging es dabei um drei räumliche Ausstellungsbereiche, die die Vielfalt der verschiedenen Lernorte und Lernformen exemplarisch illustrierten, sowie um ein abgestimmtes Veranstaltungskonzept mit Präsentationen aus Hochschulen, Schulen und Weiterbildungseinrichtungen. Die drei räumlichen Bereiche umfassen:
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Lernen im interaktiven Hörsaal
Lernen im multimedialen Seminar- und Konferenzraum
Lernen in der Arbeitswelt der Banken
Lernen im interaktiven Hörsaal
Wo Menschen sich begegnen, lernen sie, und wo sie lernen, sollten Möglichkeiten der Begegnung geschaffen werden. Zum Lernen und Denken braucht es Medien, um sich Sachverhalte vergegenwärtigen und Einsichten notieren zu können. Lernen als ein sozialer Prozeß bedeutet immer auch, sich gemeinsam auf Materialien zu beziehen, sie untereinander auszutauschen und mit anderen zu bearbeiten.
Im interaktiven Hörsaal wird die Einbahnstraße des klassischen Vortrags zum vielfachen Dialog. Mit Hilfe vernetzter PCs und einer Steuertastatur mit Dialogschaltung wird jeder Teilnehmer zum Sender und Empfänger, zum Hörer und Sprecher oder auch Präsentierer und Zuschauer. Hier findet die Interaktion zwischen Menschen, nicht zwischen Mensch und Maschine statt.
Die Digitale InfraStruktur für computer-unterstütztes kooperatives Lernen, "DISCO", wurde durch die AG Informatik und Gesellschaft im Heinz Nixdorf Institut der Universität-GH Paderborn entwickelt und erstmals in einer europäischen Hochschule in der Form eines interaktiven Hörsaals in Paderborn im Mai 1998 realisiert. "DISCO" sorgt für die durchgängige Verfügbarkeit an allen Lernorten.
Lernen im vernetzten Seminar- und Konferenzraum
Für Unterricht, Tutorien, Seminare, Konferenzen, Gruppen- und Teamarbeit eröffnen sich durch vernetzte Computer neue Perspektiven gemeinsamen Lernens und Arbeitens. Die mit vernetzten Computern und mit versenkbaren Monitoren ausgestattete, neu gestaltete Lern- und Arbeitswelt läßt sich als kleinste sinnvolle Einheit in der Form eines runden Tisches zeigen.
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Der runde Tisch mit vernetzten PCs, sechs versenkbaren Monitoren und 18 Sitzplätzen ist in Zusammenarbeit des Heinz Nixdorf Instituts und des Laboratoriums für Technische Mechanik der Universität-GH Paderborn mit dem Fernstudienzentrum der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und der Karl Werner GmbH in Paderborn entstanden.
Der runde Tisch ist das Basismodell der Möbel für interaktives Lernen und vernetztes Arbeiten, "MiLvA". Für jeweils spezifische Unterrichtszwecke oder für Teamarbeit und Konferenzen läßt es sich beliebig vergrößern und zum Oval oder Rechteck ausbauen.
Der runde Tisch schafft für Lern- und Arbeitsgruppen die geeignete Infrastruktur. Er fördert das gemeinsame Lernen und Arbeiten mit vernetzten Computern.
Lernen in der Arbeitswelt der Banken
Produkte, Aufgabengebiete und Firmenstrukturen wandeln sich in der Bankenwelt so schnell, daß althergebrachte Angebote der beruflichen Bildung oft nicht mehr Schritt halten können: Lerneinheiten sollen - wo immer möglich - genau zur richtigen Zeit am richtigen Arbeitsplatz angeboten werden. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung von Fachwissen, sondern vor allem um die Unterstützung von Lern- und Arbeitsteams. Lernen in der Arbeitswelt der Banken findet mehr und mehr in bankweiten Computernetzwerken, den Intranets, statt. Das Intranet bietet Möglichkeiten, sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, Lernaufgaben zu diskutieren und gemeinsam Aufgaben zu lösen. Digitalfernsehen und virtuelle Bankakademien verändern das Lernen in der Arbeitswelt der Banken. Bankinterne Intranets bieten den Lernenden direkt am Arbeitsplatz Computerverbindungen zu Experten und Dozenten, Studienmaterial, Tests, Übungen und Diskussionen.
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Die Initiatoren der "Lernwelten der Zukunft"
Dr. Ulrich Bernath, Leiter des Fernstudienzentrums
der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
E-mail: ulrich.bernath@uni-oldenburg.de
http://www.uni-oldenburg.de/zef/
Dr. Joachim Hasebrook, Mitglied des
Vorstands, efport AG in Frankfurt am Main
E-mail: jh@efiport.de
http://www.efiport.de
Prof. Dr. Reinhard Keil-Slawik,
Hochschullehrer für Informatik und Vorstandsvorsitzender des Heinz
Nixdorf Instituts der Universität-GH Paderborn
E-mail:rks@uni-paderborn.de
http://hyperg.uni-paderborn.de/pb_iug